Individual­psychologie

Die Entwicklung der IP in München

Der plötzliche Tod Alfred Adlers 1937 versetzte vor allem in Deutschland und Österreich der Individualpsychologie einen schweren Schlag. Adlers Schüler wurden von den neuen Machthabern verfolgt. Die aufblühende Tiefenpsychologie musste ihr Zentrum im deutschsprachigen Europa verlassen. Die Diktaturen und der Zweite Weltkrieg haben die Entwicklung der psychologischen Wissenschaft nachhaltig gestört.

Für München ist bedeutsam, dass 1920 eine Ortsgruppe des Internationalen Vereins für Individualpsychologie gegründet wurde. Hier wurde 1922 die erste Erziehungsberatungstelle eröffnet, der weitere folgten. Alle wurden von Münchner Individualpsychologen geleitet. Der adlerianische Ansatz der Gleichwertigkeit und Akzeptanz führte in Schulen zur öffentlichen Erziehungsberatung mit Schülern, deren Eltern und Lehrern, dem Gegenteil der gängigen „schwarzen Pädagogik“.

Die Zeit zwischen 1933 und 1945 hatte für die Psychoanalyse und die Individualpsychologie traumatisierende Folgen. Ihre Begründer und Anhänger wurden verfemt, verfolgt, verhaftet oder getötet. Für Deutschland bedeutete das während des Krieges und in der Nachkriegszeit einen Stillstand, von dem sich die Psychoanalyse nur langsam erholte. Erst 1962 kam es zur Gründung der Alfred Adler Gesellschaft, aus der schließlich die Deutsche Gesellschaft für Individualpsychologie wurde. Die Gründung eines Münchner Arbeitskreises im Jahr 1969 ist nun die eigentliche Geburtsstunde des Alfred Adler Instituts als Verein.

Es ging anfangs um Suizidprophylaxe und um berufsgruppenübergreifende Weiterbildungen. Ziel war, die Individualpsychologie Alfred Adlers mit neuem Leben zu erfüllen. Die analytische Individualpsychologie wurde zu einem festen Bestandteil der Ausbildungsinhalte am Münchner Institut. Seit 1978 hat der Verein ein eigenes Haus mit Therapieräumen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und mit Ausbildungsräumen für unseren Therapeutennachwuchs.

In den letzten Jahren gab es tiefgreifende Veränderungen, z.B. das Psychotherapeutengesetz, in dessen Nachfolge das Adlerinstitut die staatliche Anerkennung erhielt. Die Ausbildung zum analytischen Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und zum Erwachsenentherapeuten, aber auch die Weiterbildung zum Individualpsychologischen Berater und Supervisor haben ein hohes fachliches Niveau.

Im Vergleich zu Sigmund Freud ist Alfred Adler aber nie so umfassend populär geworden. Deshalb kann man nicht zu Unrecht von einem „Nischendasein“ in der Münchner psychoanalytischen Landschaft sprechen. Die bis heute erfolgreiche Arbeit war vor allem deshalb möglich, weil der Verein von begeisterten Individualpsychologen in den Anfangsjahren durch größere Spenden unterstützt wurde.

Als Besonderheit bietet das Alfred Adler Institut München e.V. den Kandidat*innen für den praktischen Teil der Ausbildung vollausgestattete Therapieräume direkt im Haus, sowie in der Außenstelle in Augsburg. Dies bedeutet für Sie eine große Entlastung und Unterstützung während Ihrer praktischen Tätigkeit. 

Ausbildungs­informationen zum Downloaden